Indonesien

Bildung fördern

Situationsreport

Ausbildungszentren

Zu Beginn des Berichtsjahres waren noch teilweise radikale Einschränkungen wegen der COVID-19-Pandemie in Kraft. Diese wurden dann aber schnell gelockert, und in der zweiten Jahreshälfte gab es praktisch keine Einschränkungen mehr vor Ort.

Im Schuljahr 2022/2023 befanden sich fast 270 Studierende an den 6 Ausbildungszentren, was leicht mehr war als im Vorjahr. Die 6 Ausbildungszentren konnten nach Beendung der COVID-19-Einschränkungen ihren Betrieb wieder gemäss ihrem Konzept aufnehmen. Das heisst, die Studenten wohnten wieder auf dem Gelände der Ausbildungszentren und wurden vor Ort unterrichtet. Das Konzept der Ausbildungszentren legt grossen Wert auf die persönliche Betreuung der Studierenden. Neben dem Vermitteln von akademischem Wissen wird auf diese Weise auch die Weiterentwicklung der Persönlichkeit und des Charakters der Studenten gefördert. Ausserdem lernen sie durch persönliche Betreuung wichtige Kompetenzen für die spätere Berufstätigkeit.

Wie in den Vorjahren wurden durch die Partner von Anugerah Familien in besonderen Notsituationen in den abgelegenen Gebieten der Molukken-Inseln unterstützt. So wurde beispielsweise eine Familie unterstützt, die aus religiösen Gründen von ihrer Gemeinschaft und ihren Verwandten ausgegrenzt und schikaniert wurde. Die Eltern sind bereits in fortgeschrittenem Alter und leiden unter Behinderungen, und ihre Tochter ist noch in Ausbildung und auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Durch die Ausgrenzung von der Gemeinschaft war die finanzielle Situation der Familie ausweglos. Auf Hilfe aus ihrem sozialen Umfeld konnten sie nicht mehr zählen. Die Unterstützung durch Anugerah sicherte die Existenzgrundlage dieser Familie und machte es möglich, dass die Tochter ihre Ausbildung weiterführen konnte.

Im Jahr 2022 wurde in Indonesien ein neues Strafgesetz verabschiedet, das das bestehende und noch stark von der ehemaligen Kolonialmacht geprägte Gesetz ablöst. In vielen Bereichen ist das neue Gesetz ein Fortschritt, der die Besonderheiten des Landes besser abbildet. So wird nun sexueller Missbrauch gesetzlich definiert und die Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs werden besser geschützt. Andererseits gibt es Befürchtungen, dass sich mit dem neuen Gesetz die Benachteiligung von Minderheiten besser legitimieren lässt, seien es ethnische, religiöse oder sexuelle Minderheiten. Mit seinen Partnern vor Ort wird Anugerah die Entwicklungen nach der Einführung des Gesetzes im Auge behalten und nötigenfalls Menschen zur Seite stehen, deren Grundrechte mithilfe des neuen Gesetzes verletzt werden.