Jemen

Hilfe in Krieg und Hunger

Situationsreport

Im Jemen herrscht nun schon seit fast zehn Jahren Krieg. Seit dem Krieg hat sich die humanitäre Not des Landes um ein Vielfaches vergrössert. Mehrere Jahre lang führte der Jemen, gemäss der Auflistung der UNO, die Liste der weltweit schlimmsten humanitären Krisen an. Mit den wiederholten Waffenstillständen und Friedensgesprächen in den letzten Jahren ist ein wenig Hoffnung auf ein Ende der Kampfhandlungen aufgekeimt. Dennoch ist die humanitäre Situation bisher nicht besser geworden. Durch den neuentbrannten Israel-Palästina-Konflikt und die darauffolgenden Angriffe auf die internationale Handelsschifffahrt im Roten Meer und im Golf von Aden wurde deutlich, dass ein dauerhafter Frieden noch nicht möglich ist.

Derweil leidet der Grossteil der jemenitischen Bevölkerung an Hunger und sehnt sich nach Frieden. Laut Zahlen der UNO sind 18,2 Millionen Menschen bzw. mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf Hilfe von aussen angewiesen. Viele der Hilfsbedürftigen sind Binnenvertriebene, die mehrfach vor Kämpfen geflohen sind und sich in behelfsmässigen Unterkünften vor Wind, Regen und Hitze zu schützen versuchen. Am schlimmsten betroffen sind verletzliche Gruppen wie Kinder, Frauen, Kranke, Alte und Angehörige von Minderheiten. Eine grosse Sehnsucht bestimmt die Einwohner: die Sehnsucht nach Überleben und nach Frieden.

Durchführung Projekte

Auf dem langen Weg hin zum Frieden half Anugerah auch im vergangenen Jahr 2023, gemeinsam mit ihren einheimischen Partnern, vielen Hilfsbedürftigen in mehreren Regionen. Dies geschah in unterschiedlicher Weise, da auch die Not nicht alle Menschen auf die gleiche Weise trifft. Es ist Anugerahs Anliegen, den am schwersten Betroffenen zu helfen, ein Leben in Würde führen zu können. Deshalb engagiert sich Anugerah für das Wohl von Binnenflüchtlingen, Witwen, Waisen, älteren Menschen, Kindern und Säuglingen, Behinderten und chronisch Kranken sowie Angehörigen marginalisierter Minderheiten wie der Achdam/Muhammaschun. Hierbei nutzte Anugerah Lebensmittelpakete, medizinische Nothilfe, Trinkwasserversorgung, Hilfe im Bildungsbereich für Schulkinder, Studierende, Lehrpersonen und Eltern. Insgesamt konnte Anugerah zur Hilfe von 70 000 Menschen beitragen. Dank geht hierbei an diejenigen, die sich vor Ort für das Wohl der notleidenden Jemenitinnen und Jemeniten einsetzen und sich verschiedenen Gefahren aussetzten.

1. Lebensmittel- & Trinkwasserversorgung

Im Bürgerkriegsland sind derzeit laut UNO-Studien Hunger und verseuchtes Trinkwasser für Individuen tödlicher als die Kämpfe. Anugerah hat deshalb den Bereich der Lebensmittelhilfe und Trinkwasserversorgung zur Priorität gemacht. In regelmässigen Zeitabschnitten verteilen Anugerahs Partner im Jemen Lebensmittelpakete, die grundlegende Nahrungsmittel beinhalten, die den Empfängern das Überleben sichern.

Anugerah hilft auch durch die Installation von Systemen zur Regenwassergewinnung und -aufbereitung, sodass bedürftige Haushalte Trinkwasser haben. Das Trinkwasser bedeutet für die Empfänger nicht nur, sauberes Wasser trinken zu können und dadurch Krankheiten vorzubeugen, sondern auch ein bedeutender Zeitgewinn, da der lange Weg zu anderen asserplätzen wegfällt. Da dies häufig die Aufgabe von Kindern und Frauen ist, haben sie mit den Trinkwassersystemen mehr Zeit, um sich um ihre Familie zu kümmern oder die Schule zu besuchen.

2. Medizinische Nothilfe

Auch im medizinischen Bereich war Anugerah 2023 im Jemen aktiv. Hierzu gehörte neben der Verteilung von Hygienepaketen auch die ärztliche Versorgung von notleidenden Kranken und die Bereitstellung von psychologischer Hilfe für Traumatisierte. Durch den Bürgerkrieg ist leider ein Grossteil der medizinischen Einrichtungen im Land zerstört oder nicht mehr funktionsfähig.

3. Notunterkünfte: Flüchtlings- & Waisenhilfe

In Ergänzung zu Lebensmittel- und Hygienepaketen wurde vielen Binnenvertriebenen auch mit Unterkünften geholfen. Hierbei wurde geschaut, was einzelne Personen wirkliche nötig hatten, um möglichst bedarfsgerecht zu helfen. Ein Teil dieser Hilfe geschah mit einem Fokus auf Waisen, die in den Wirren des Bürgerkriegs ihre Eltern verloren hatten und ohne erwachsene Bezugsperson auf sich alleine gestellt waren.

4. Schule und Ausbildung

Diesen Waisen sowie auch vielen weiteren Kindern und Jugendlichen wurde der Schulbesuch ermöglicht. Durch den Krieg wurden vielen Schulen zerstört, aber auch viele Familien vertrieben. Dazu kommen je nach Gebiet hohe Raten von Kinderarbeit, Kinderehen oder Rekrutierungen von Kindersoldaten. So steht eine ganze Generation in der Gefahr, traumatisiert und ohne nennenswerte Schulbildung aufzuwachsen. Dieser Not stellte sich Anugerah und ermöglichte gemeinsam mit Partnern vor Ort den Aufbau und die Renovierung mehrerer Schulen. Des Weiteren half Anugerah mit der Fortbildung von Lehrpersonen und mit Berufsausbildungen für Erwachsene.

Projektfazit

Das Jahr 2023 war ein weiteres Jahr, in dem der Bürgerkrieg direkte wie indirekte Opfer forderte. Zudem flammten Kämpfe erneut auf durch den aktuellen, weitreichenden Nahostkonflikt. Mithilfe einheimischer Partner und grosszügiger Unterstützung konnte sich Anugerah dieser Not in verschiedenen Bereichen stellen. Mehr als 70 000 geholfene Menschen geben Anlass zur Dankbarkeit. Inmitten dieser grossen Not konnten Hoffnung gestreut, Wunden geheilt und Zuversicht für ein besseres Morgen gesät werden. In Dankbarkeit für das Erreichte, mit Tatendrang angesichts der weiterhin grossen Not und mit der Hoffnung auf einen kommenden Frieden blickt Anugerah dem nächsten Jahr entgegen.

Projekt unterstützt vom Lotteriefonds Kanton Bern